Verstärkung am Beckenrand: Praktikant aus Gambia im Freibad
Der 27-jährige Basira Cham aus Gambia unterstützt derzeit im Rahmen eines vierwöchigen Praktikums das Team im Freibad über der Elz. Für ihn Gelegenheit und Sprungbrett in ein neues Leben, für die Stadtwerke ein Ansatz zur Lösung von Personalproblemen im Bäderbetrieb.
Die Bäderbetriebe im ganzen Land leiden unter erheblichen Personalproblemen – mehrere hundert Stellen für Schwimmmeister, Fachangestellte oder auch Rettungsschwimmer sind unbesetzt. Nachwuchs gibt es auch kaum. Ein Problem dem sich auch die Stadtwerke stellen, um den sommerlichen Badespaß für Emmendingen weiterhin gewährleisten zu können. Aktuell beschäftigen die Stadtwerke, als Freibadbetreiber in Emmendingen, einen Praktikanten aus Gambia.
Basira Cham ist wie viele andere im letzten Jahr auf abenteuerlichen Wegen, über Italien nach Deutschland gekommen. Nach kurzem Aufenthalt in Karlsruhe, lebt er nun seit einem Jahr in Freiburg, absolviert Integrations- und Deutschkurse, spielt Fußball im Verein und versucht in seiner neuen Heimat Fuß zu fassen. Am liebsten mit Hilfe eines Berufs den er bereits in Gambia ausgeübt hat – als Rettungsschwimmer oder Schwimmmeister. Sieben Jahre Erfahrung bringt er bereits als Rettungsschwimmer und Bademeister aus einem Hotelbetrieb mit.
Nach einem Praktikum bei einem Hersteller für Tofuprodukte in Freiburg, bietet sich ihm nun, im Freibad über der Elz in Emmendingen, die erste Gelegenheit seinen Traumberuf auch in Deutschland auszuüben. Hier absolviert er ein vierwöchiges Praktikum, unterstützt das Freibad-Team, verbessert seine Deutschkenntnisse im Gespräch mit Kollegen und Badegästen und lernt die Voraussetzungen und Inhalte der Ausbildung zur Fachkraft kennen. Denn Schwimmmeister oder Fachangestellte für Bäderbetriebe, umgangssprachlich Bademeister genannt, pfeifen nicht nur vom Beckenrand springende Kinder zurück. Sie sind vor allem für Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit im Schwimmbad, die Überwachung der Wasserqualität und die Wartung der technischen Anlagen zuständig.
„Die alleinige Aufsicht am Beckenrand ist selbstverständlich den Schwimmmeistern vorbehalten“, berichtet Schwimmmeister Jörg Staiger, „doch in allen anderen Bereichen unterstützt unser Praktikant uns tatkräftig“. Vor allem bei der allmorgendlichen Vorbereitung des Badetages, bei der Reinigung der Becken und Anlagen und bei der Wartung der Bädertechnik übernimmt er Verantwortung und ist den Schwimmmeistern eine willkommene und verlässliche Hilfe. Die Begeisterung für die Arbeit im Freibad merkt man Basira Cham sofort an. Auf dem Weg um die Becken schweift sein geschulter Blick aufmerksam über das türkis schimmernde Wasser und im Gespräch verrät er, dass seine ganze Aufmerksamkeit gerade dem Praktikum und dem Deutsch-Lernen gilt – sehr zum Verdruss der Teammitglieder im Fußballverein.
Ob für Basira Cham zunächst die Ausbildung zum Rettungsschwimmer in Frage kommt, ist noch von vielen Faktoren abhängig. Trotz Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen wurde Gambia zu einem sicheren Herkunftsland erklärt, die Anerkennung seines Asylantrags ist damit ungewiss. Auch müssen die Deutschkenntnisse noch verbessert werden, um die Prüfung erfolgreich meistern zu können. Schwimmmeister Jörg Staiger hofft, dass sein Praktikant über den Winter die Prüfung als Rettungsschwimmer ablegen kann und in der nächsten Saison wieder zur Unterstützung ins Freibad über der Elz kommt.
Ein Geflüchteter, mit in Deutschland anerkannter Rettungsschwimmer-Ausbildung, könnte darüber hinaus dazu beitragen, interkulturelle Konflikte im Schwimmbad schneller zu lösen. Zwar kam es im Emmendinger Freibad bisher weder zu nennenswerten Konflikten noch zu Übergriffen, doch sich dem Thema proaktiv zu nähern hält Björn Michel, kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Emmendingen und zuständig für den Freibadbetrieb, für den richtigen Weg. Bestärkt durch die durchweg positiven Reaktionen auf den Praktikanten von Stammgästen und Gelegenheitsbesuchern, die das Freibad-Team erhält. Auch Basira Cham fühlt sich im Freibad über der Elz sichtlich wohl. Alle sind freundlich und er kann sich einbringen, hat tolle Chefs und bereits viel gelernt – so sein Fazit nach der ersten Praktikumshälfte.